My home is my office

Der Wandel in der Arbeitswelt ist gekommen, um zu bleiben

Schon lange wird das Home Office als Zukunftsort der Erwerbsarbeit beschrieben: Wir arbeiten wann und wo wir wollen mit Breitbandinternetanschluss und Videochatsoftware in den hintersten Winkeln der Welt. Städte und Bürostandorte werden schrumpfen, die Menschen ziehen wieder aufs Land. Doch erst die Covid-19-Pandemie hat den Trend zur mobilen, digitalen Arbeit breite Realität werden lassen.

Laut einer Studie der Arbeiterkammer Österreich haben im April dieses Jahres 42 % der Berufstätigen zumindest ab und zu im Home Office gearbeitet. Und diese 42 % sind zu einem überwiegenden Teil mit ihrer Arbeitssituation hoch zufrieden (Nur 12 % beurteilen ihre Arbeitszufriedenheit im Home Office negativ!*), sodass 70 % auch nach der Corona-Krise im Home Office bleiben wollen.

Ähnliche Zahlen werden aus der Bundesrepublik gemeldet: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung berichtet, dass im April ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland im Home Office war. Unter den Höherqualifizierten arbeiteten sogar 60 % von zuhause aus. Und acht von zehn Befragten sind mit ihrem Heimarbeitsplatz zufrieden, sieben von zehn wünschen sich auch in Deutschland in Zukunft mehr Zeit im Home Office.

Anwesenheit ist kein Garant für Produktivität

Sogar der von vielen befürchtete Einbruch in der Produktivität ist ausgeblieben. In einer Befragung des Fraunhofer Instituts für Angewandte Informationstechnik erklärten 89 % der Unternehmen, dass sich Home Office ohne Nachteile umsetzen lässt. Das bestätigt wiederum die Selbsteinschätzung der Arbeitnehmer*innen, von denen sich 48 % im Home Office genauso produktiv wie im Büro sahen und sich 10 % sogar als deutlich produktiver einschätzten. In der Arbeiterkammer Studie sehen gar nur 22 % einen negativen Einfluss durchs Home Office auf ihre Produktivität.

Doch was schätzen die Menschen am Arbeiten zuhause so sehr, dass sie dort in Zukunft deutlich mehr Zeit verbringen wollen als in der Bürogemeinschaft unter Kolleg*innen und Führungskräften? An erster Stelle steht die Zeit- und Ressourcenersparnis durch den Wegfall des Arbeitsweges. In Deutschland pendeln täglich 19 Millionen Menschen zur Arbeit, davon sind 70 % mit dem Auto unterwegs, im Schnitt 17 Kilometer von Tür zu Tür. Mehr Heimarbeit bedeutet schlichtweg mehr Lebensqualität und Freizeit. Und man schätzt die Vorteile des ungestörten, selbstbestimmten Arbeitens.

Wen wundert es? Seit Ende der Neunzigerjahre ist die Zeit, die Büromenschen in Abstimmungsmeetings und mit Teamaktivitäten verbringen, um 50 % gestiegen! In vielen Firmen sind vor Covid-19 acht von zehn Arbeitsstunden für interne Konferenzen, Abstimmungsschleifen, Zwischenmeetings, Teampräsentationen und so weiter draufgegangen. Die Erledigung wichtiger Aufgaben fand dann notgedrungen oft zuhause statt.

Neues Arbeiten im Hybrid

Dennoch offenbart Home Office auch viele Schwächen. Es fehlen der Kontakt zu und die Abstimmung mit den Kolleg*innen und Vorgesetzten, auch die Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit wird als schwierig erlebt. Lange vor Covid-19 haben Wissenschaftler am Rensselaer Polytechnic Institute in den USA ermittelt, dass Zufriedenheit und Produktivität von Mitarbeiter*innen dann am größten sind, wenn sie zwei bis drei Tage pro Woche im Home Office verbringen. Weil sie so den Kontakt zum Team und zur Führung halten können. Viele Unternehmen in den USA, in Deutschland und in Österreich feilen bereits an künftigen hybriden Arbeitsmodellen zwischen Büro und Heim für die Zeit nach Corona.

Die aktuelle Situation ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Bei den einen ist das Büro zumindest noch bis Jahresende leer, andere haben bereits nach wenigen Wochen sämtliche Mitarbeiter*innen an die Arbeitsplätze zurückbeordert, die meisten bevorzugen (auch aufgrund von Kurzarbeit) Lösung dazwischen. Doch viele Fragen sind trotz rund 5 Monaten krisenbedingter Erfahrungen offen geblieben, und hintergründige Schwächen der einzelnen Lösungen bleiben Covid-19-bedingt oft unbearbeitet.

Der ideale Zeitpunkt für Veränderung

Dabei ist gerade jetzt der ideale Zeitpunkt, daran zu arbeiten: Wie wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten? Wie können wir trotz Home Office gut Kontakt halten und uns abstimmen? Wie halten wir Teamspirit und Motivation hoch? Wie können Wissenstransfer und informeller Austausch gesichert bleiben? Welche Schwächen haben sich in der Krise gezeigt und wie wollen wir sie eliminieren?

Es gibt kein allgemein gültiges Regelwerk für neues Arbeiten. Jede Organisation, jedes Team muss sich seinen eigenen, individuellen Weg suchen. Doch diese Suche lohnt sich! Jetzt mehr denn je. Wir unterstützen Sie dabei.

* Quelle: Arbeiterkammer Österreich, IFES, Mai 2020