Evergreen Mitarbeiter-Jahresgespräch: Karrierebooster oder Bonusbremse?

Die Jahresgespräche stehen an. Die Guidelines wurden aktualisiert und verschickt. Die Deadlines gesetzt und die Systeme aktualisiert. Klingt nach Routine, ist es aber nicht. To-do’s, die nur ein- oder zweimal pro Jahr auf der Agenda stehen, laufen nicht so einfach nebenbei ab. Da muss man sich wieder neu reindenken, reinlesen und motivieren.

Das Jahresgespräch als Entwicklungschance

Oft wird argumentiert: „Führungsarbeit findet doch das ganze Jahr statt. Ich rede ohnehin ständig mit meinen Mitarbeitenden. Wozu diese aufwändige Dokumentation?“ Klarerweise ersetzt das Jahresgespräch nicht die Feedback- und Abstimmungsarbeit des laufenden Jahres. Es bietet jedoch sowohl Führungskräften als auch Mitarbeitenden die Gelegenheit, intensiv in die Reflexion zu gehen, wesentliche gemeinsame Learnings festzumachen und Vereinbarungen zu treffen.

Die (meistens) knapp gehaltenen Ergebnisse zum Rückblick, der Leistungsbeurteilung, dem Entwicklungsbedarf und den möglichen Potentialen sind in erster Linie eine besondere Möglichkeit, einen Referenzpunkt für die Personalentwicklung zu setzen. Es schafft allen Beteiligten – inklusive der HR – die Möglichkeit der strukturierten Einordnung vom Entwicklungsstand der Mitarbeiter*innen, Teams und Unternehmensbereichen.

Die Sache mit dem Bonus

Performancemessung, also die Leistungsbeurteilung für eine Bonuszahlung, eine Einordnung für eine mögliche Beförderung oder eine außerordentliche Gehaltsvorrückung, wird oftmals mit dem Mitarbeitergespräch – einem Instrument der Personalentwicklung – vermischt. Da werden Themen, die zwar in Zusammenhang stehen, in ein Meeting gequetscht, um vermeintlich Zeit zu sparen. Machen Sie das nicht!

Bonus und Beförderung sind heikle Themen, die stark auf die extrinsische Motivation der Mitarbeitenden wirken. Da stehen schnell mal Enttäuschung und Geringschätzung oder Stolz und Selbstdarstellung im Vordergrund – was menschlich und verständlich ist, weil uns die eigene Karriere wichtig ist und wir ökonomisch weiterkommen wollen. Jedoch verstellen die beiden Extreme den Blick auf die eigentliche Funktion des Jahresgespräches: der Frage nach Sachkenntnis, Rolle, Beitrag, Teamskills und den möglichen und notwendigen Kompetenzerweiterungen.

Vorbereitung schafft Leichtigkeit

Beherzigen Sie die Regeln für gute Gesprächsvorbereitung speziell für das Jahresgespräch. Terminsetzung, Ungestörtheit, Gelegenheit zur Vorbereitung und eine wertschätzende Gesprächsführung mit einem positiven Framing schaffen einen Rahmen, der eine Win-win-Situation erzeugen kann. Viel Erfolg dabei!